Carlo Collodi


Die lustigen Abenteuer der sprechenden Holzpuppe

 

 

Diese Zusammenstellung bietet einen Überblick über unsere Pinocchio - Sammlung;
für eine bessere Übersichtlichkeit haben wir folgende Unterteilung vorgenommen:

EUROPA Vinyl

EUROPA MC

Poly Vinyl

Poly MC

Karussell MC

 

Mit der Zeit sollen diese Bestandsliste um Kurzbeschreibungen und kritische Bewertungen der einzelnen Folgen erweitert werden - falls Ihr Lust habt, könnt Ihr uns natürlich auch einen Kommentar zu einzelnen Folgen mailen!

 

Carlo Collodi

eig. Carlo Lorenzini

* 24.11.1826 Florenz
+ 26.10.1890 Florenz

aus: Walter Jens (Hrsg.): Kindlers Neues Literaturlexikon. Studienausgabe, Band 4, München 1988, S. 102.

LE AVVENTURE DI PINOCCHIO. Storia di un burattino

(Ita.; Pinocchios Abenteuer. Geschichte eines Hampelmanns). Kindergeschichte von Carlo Collodi in Fortsetzungen 1881-1883 im >Giornale dei Bambini< erschienen, in Buchform (mit Federzeichnungen von E. Mazzanti) 1883 in Florenz. -
Aus einem geschenkten Holzscheit schnitzt Geppetto einen Hampelmann, den er Pinocchio nennt. Der Kleine beginnt sofort zu leben und entläuft. Er wird von Menschen und Tieren ständig gewarnt - vergeblich; er faßt gute Vorsätze, um sie sogleich zu brechen. Im Kasperltheater verursacht er Aufruhr; der Theaterbesitzer will ihn verbrennen, entläßt ihn aber schließlich mit einem Geschenk von 5 Goldstücken. Dieser Schatz wird Pinocchio von dem angeblich lahmen Fuchs und der vorgeblich blinden Katze abgejagt. Allein die schöne Fee mit den himmelblauen Haaren bewahrt ihn vor einem elenden Tod. Als Pinocchio Trauben stehlen will, gerät er in ein Fangeisen und muß als Wachhund einen Hühnerstall vor Mardern beschützen. Von einem Täuberich an die Küste geflogen, entdeckt er auf der stürmischen See seinen Vater in höchster Gefahr. Als er ihm schwimmend zu Hilfe eilt, wird er selber auf die >>
Insel der fleißigen Bienen<< verschlagen. Er geht eine Weile artig zur Schule, pflegt jedoch Gesellschaft mit faulen Burschen. Er rauft sich mit ihnen und wird festgenommen. Zwar entkommt er, fällt aber einem struppigen grünen Fischer in die Hände und entgeht nur um ein Haar dem Los, in Öl gebraten zu werden. Nachdem er kurze Zeit folgsam gewesen ist, läßt er sich dazu verleiten, ins Spielzeugland zu fahren. Endlich braucht er nichts zu lernen! Die Strafe: Nach fünf Monaten verwandelt er sich in einen Esel, wird verkauft und muß in einem Zirkus auftreten. Weiterverkauft, soll er ertränkt werden. Kaum hat er im Wasser seine alte Gestalt zurückerhalten, wird er schon von einem Riesenhai verschlungen. Wen findet er im Bauch des Fisches? Geppetto. Pinocchio rettet sich und seinen alten Vater, beginnt regelmäßig zu arbeiten und zu lernen und wird von der Fee belohnt: Er wird ein richtiger Junge.
Collodi hat hier vielfältige Traditionen und Motive zu einer Einheit verschmolzen, die sich faszinierend zwischen Vision und Wirklichkeit bewegt.
Pinocchio enthält Elemente des Märchens (Feen, wundersame Länder, Verwandlungen, letztere mit Apuleius-Reminiszenzen), der Fabel (Tiere mit menschlichem Gehaben), des Erziehungsromans (pädagogische Deduktionen), der Morallehre und der Sozialsatire (Karikaturen von Ärzten und Richtern). Besonders deutlich ist der Einfluß des Puppentheaters: Pinocchio ist selber ein Kasperl, und zwar nicht nur wegen seiner gewaltigen Nase. Der Dialog dominiert; der Protagonist faßt seine Gewissensbisse und Überlegungen meist selbst in Worte; der karge Autorenbericht gleicht oft Regieanweisungen. Von Anfang an spürt man aber auch die Opposition gegen das Volksmärchen (>>Es war einmal...ein König!...Nein,...ein Stück Holz<<): Die Sprache ist die des täglichen Umgangs, mit kindertümlichen Elementen wie Lautmalerei und >>sprechenden Namen<<; das Märchenhafte entbehrt aller dunklen Mystik, es ist bestimmt von Klarheit und Präzision und wirkt oft surrealistisch. Der Vielschichtigkeit entspricht die Mehrdeutigkeit: Ist Pinocchio Collodi selbst, ein Porträt des frech spottenden, witzig lügenden Florentiner Gassenjungen oder eine Allegorie des durch Erfahrungen reifenden Menschen? Man mag an Pinocchio Wiederholungen, innere Widersprüche und allzu direktes Moralisieren tadeln, es bleibt ein Meisterwerk der Kinder-Weltliteratur. Die Gesamtauflage schätzt man auf über sechs Millionen. Auch Erwachsene sind entzückt von Collodis Ironie, seinem Sinn für Paradoxie, seiner Lebensweisheit und seinem Humor. Das Werk wird weiterhin gelesen werden dank Collodis sprundelnder Phantasie, die eine Fülle origineller Gestalten schuf, und wegen des unbeschwerten Stils, in dem mit voltairischer Behendigkeit eine immer wieder überraschende Handlung skizziert wird.
Viele Illustratoren versuchten sich an Pinocchio, in Italien u.a. Chiostri, Mussino, Bernardino und Maraja, in Deutschland u.a. W. Felten, R. Bicher, A. Zacharias, M. und R. Koser-Michaelis und J.M. Szancer.
Schon 1911 drehte E. Pasquali einen Pinocchio-Film. Die bekannteste und (diskutierteste) Verfilmung des Stoffs ist die von Walt Disney (1939). Seit 1965 bestehen in Pescia ein Park und ein Museum, die Pinocchio gewidmet sind.

 

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